In Teil 1 wurden die Begrifflichkeiten und die Erfordernisse für die Bedienelemente in einer AAL-Umgebung (Active Assisted Living) erläutert. Hier geht es um weitere Erfordernisse einer Elektroinstallation für altersgerechtes & sicheres Wohnen je nach Nutzungsbereich.
-> Ein Beitrag unter Verwendung der Broschüre „Elektroinstallation im AAL-Umfeld“ der Initiative ELEKTRO+
Küche:
In Küchen wird empfohlen weitere Elektroinstallationen für die Anschlüsse folgender Assistenzsysteme vorzusehen bzw. vorzubereiten:
- Automatische Abschaltung für Herd, Backofen und/oder Kochfeld
- Anzeige für Herd- und/oder Backofenbetrieb
- Rauchwarnmelder bzw. Temperaturdifferenzmelder oder Endwerttemperaturmelder
- Höhenverstellbare Arbeitsflächen und Küchenschränke
- Leckageüberwachung
In der Küche kommen spezielle Rauchwarnmelder mit integriertem Hitzesensor zum Einsatz, da es sonst zu Fehlalarmen kommt. Alternativ können in der Küche Temperaturdifferenzmelder oder Endwerttemperaturmelder eingesetzt werden. Die Alarmierung kann für hör- oder sehbehinderte Menschen auch per Vibrationskissen erfolgen, das die Person aus dem Schlaf rüttelt. Bei funkvernetzten Meldern ist es auch möglich, visuelle Alarmsysteme (Lichtblitze) zu aktivieren bzw. einen Notruf abzusetzen.


Eine automatische Herdabschaltung kann zeit- oder temperaturgesteuert erfolgen. Gegebenenfalls müssen in der Nähe des Herdes oder des Backofens Steuerleitungsanschlüsse für die Temperaturmessung und für die Betriebsanzeige verlegt werden.

Für die Stromversorgung der Antriebe von höhenverstellbaren Arbeitsflächen werden im Allgemeinen Steckdosen benötigt, für die separate Stromkreise vorzusehen sind. Diese Steckdosen sollen möglichst für Oberschränke oberhalb und für Unterschränke und Arbeitsflächen unterhalb der höhenverstellbaren Möbel angebracht werden, wenn es nicht andere Vorgaben gibt.
Dies gilt ebenfalls für Leckageüberwachungseinrichtungen, die aus separaten Steckdosen zu versorgen sind. Für die Überprüfung sowie den ggf. notwendigen Austausch angeschlossener Systeme sollten die Steckdosen einfach zugänglich sein.
Bad/WC:
Vorgesehene Assistenzsysteme:
- Höhenverstellbare Waschbecken und WC-Elemente
- Elektronisch gesteuerte Zulaufarmaturen
- Elektrisch betriebene Hebelifte
- Automatische Abluftanlage
An allen Waschbecken sowie am WC sind Steckdosen oder Festanschlüsse für den Anschluss einer elektrischen Höhenverstellung oder für den Anschluss einer elektronisch gesteuerten Wasserarmatur vorzusehen.
Für höhenverstellbare Waschbecken und für den elektrischen Anschluss elektronisch gesteuerter Zulaufarmaturen empfiehlt sich, die Installation des Elektroanschlusses unterhalb des Waschbeckens vorzusehen. So werden Anschlussarbeiten an Wasser- und Abwasserarmaturen nicht behindert. Werden für die Sanitärinstallation Vorsatzschalen eingesetzt, so können die Anschlüsse für die elektrischen Betriebsmittel der Sanitärobjekte als Steckdosen oder Anschlussdosen für Festanschlüsse innerhalb der Vorwand untergebracht werden.
Im Bad ist darauf zu achten, einen Wasseraustrittssensor zu installieren, damit überlaufende Wannen oder Waschbecken rechtzeitig gemeldet werden. Über einen Ausgang kann das Alarmsignal dann auch an andere Systeme übergeben werden (z. Sirene, Leuchtmelder, Sperrventil, KNX-Gebäudesteuerung, Alarmanlage, etc.).
Lüftungsschalter neben Lichtschaltern sollten mit einem eindeutigen Symbol gekennzeichnet werden.
Ein Notruftaster sollte seitlich zum WC und ein weiterer am Duschplatz als Schnur- oder Tasterauslöser platziert werden. Alle diese müssen auch noch vom Boden mittels langer Zugschnur auslösbar sein.

Für den Anschluss elektrisch betriebener Hebelifte ist nach den Herstellervorgaben ein Fest- oder Steckdosenanschluss aus einem eigenen Stromkreis zu schaffen, der in der Nähe der Badewanne anzuordnen ist. Hierbei sind die Vorgaben für die Installation von Anschlüssen und Steckdosen in den jeweiligen Schutzbereichen zu beachten. Steckdosen dürfen nur außerhalb der definierten Schutzbereiche installiert werden. Alternativ dazu sind auch akkubetriebene Hebelifte verfügbar.
Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen dürfen bei Fehlern in Steckdosenstromkreisen nicht auch die Beleuchtung oder das Notrufsystem im Bad ausschalten. Es wird deshalb empfohlen, die allgemeine Deckenbeleuchtung und die Steckdosen sowie Akzentbeleuchtung (Spiegelbeleuchtung) auf voneinander getrennte Stromkreise zu verteilen.
Schlaf- und Wohnzimmer:
Besondere Anforderungen für die Elektroinstallation in Schlafräumen, dazu gehören auch Kinderzimmer und Gästezimmer, bestehen dann, wenn Barrierefreiheit für Betten und Schränke gefordert ist. Im Bereich der Betten müssen ggf. zusätzliche Steckdosen für Antriebe elektrisch verstellbarer Lattenroste oder für Aufstehhilfen vorhanden sein.
An Kleiderschränken können elektrisch betriebene Absenkeinrichtungen, z. B. Kleiderlifte, notwendig sein, die aus separaten Steckdosen versorgt werden. Diese Steckdosen sollen, wenn nicht andere Vorgaben des Möbelherstellers vorliegen, oberhalb der Kleiderschränke angebracht werden. Auch sind Steckdosen für eine Schrankbeleuchtung oberhalb des Kleiderschrankes zu installieren. Alle genannten Steckdosen sind zusätzlich zu der gemäß Komfort-Ausstattung für Schlafräume vorgesehenen Anzahl von Steckdosen zu installieren.
Beim Einsatz von Bewegungsmeldern in Schlafräumen müssen selektive Bewegungsmelder eingesetzt werden, die eine horizontale Erfassung aufweisen und bei bloßen Schlafbewegungen nicht grundlos die Beleuchtung einschalten. Das Einschalten der Beleuchtung erfolgt erst, wenn sich die Person ungefähr auf der gleichen Höhe wie die Montagehöhe des Bewegungsmelders befindet. Es sind Bewegungsmelder mit Multilinse zu empfehlen, um einen größtmöglichen Erfassungsbereich abzudecken.

Eine im Schlafzimmer vom Bett aus bedienbare Video-Gegensprechstelle und Bedienung des Türöffners in ca. 85 cm Höhe ist empfehlenswert.
Das Nachrüsten elektrischer Stellantriebe für die Heizkörperventile ist nur möglich, wenn Stromanschluss, Leerverrohrungen und Leerdosen eingeplant sind. Das gleiche gilt für Jalousien, Rollläden und Markisen. Dabei sollen IR oder Funk-Fernbedienungen in das Konzept eingeplant werden.
Schalter für die Raumbeleuchtung, die Leseleuchte und die Orientierungsbeleuchtung müssen direkt vom Bett aus erreichbar sein. Raum- und Orientierungsbeleuchtung müssen jedoch auch von jedem Raumzugang schaltbar sein, wobei letztere automatisch geschaltet werden sollte.
Auch ein sogenannter Panikschalter, mit dem die gesamte Hausbeleuchtung einschließlich der Außenbeleuchtung geschaltet wird, ist für das Sicherheitsbedürfnis insbesondere älterer Menschen von Interesse. Panikschalter sollten im Betätigungsfall auch das Auffahren aller Jalousien und Rollläden bewirken!
Wichtig ist das Vorsehen von Leerverrohrungen, damit ein zweiter Telefonanschluss neben dem Standardtelefon als Notrufstelle eingerichtet werden kann (am besten ISDN-Anschluss mit Spezial-Adapter für Notruf, Leitungsüberwachung und Blockadefreischaltung)
Eingangsbereich, Vorraum und Stiegen:

Im Eingangsbereich und im Vorraum spielt die Beleuchtung eine wichtige Rolle, da die Sturzgefahr im Treppenhaus durch eine effektive Beleuchtung minimiert werden kann. Zielführend sind Automatikschalter, die das Betätigen von Tastern oder Schaltern überflüssig machen. Bewegungsmelder schalten bei vorgegebener Dämmerung für eine eingestellte Dauer die Beleuchtung ein, wenn eine Person den Flur betritt. In ausgewählten Fällen kann die Vorortbedienung gesperrt werden.
Im Außenbereich ist eine automatische Beleuchtung ebenfalls sinnvoll, wobei auch eine Hausnummernbeleuchtung als zusätzliche Orientierungshilfe für eventuelle Hilfsdienste zu empfehlen ist.
Der Eingangsbereich dient weiterhin als zentraler Platz für die Steuerung von Alarmsystemen oder die Schaltung von Elektrogeräten. So können sämtliche Geräte beim Verlassen des Hauses über eine zentrale Abschaltung im Eingangsbereich angesteuert werden. Dies kann auch über eine automatisierte Abwesenheitsschaltung mittels Kontakten an der Haustür realisiert werden.
Zusätzlichen Schutz bieten Sensormeldungen über geöffnete Fenster oder in Betrieb befindliche Elektrogeräte, die über ein an der Tür integriertes Display dargestellt werden können. Der entsprechende Sensor sollte sich bei Fenstern im Griff befinden, da so zwischen den möglichen Positionen „offen“ und „gekippt“ besser unterschieden werden kann.
Weiterhin ist der Einsatz von Rauchwarnmeldern speziell im Hausflur bzw. Treppenhaus aufgrund der zentralen Position im Haus vorzusehen.
Für die Wohnungseingangstür sollten ein elektrischer Türöffner und eine Video-Gegensprechstelle selbstverständlich sein. Innensprechstellen mit optischen Hörsignalen sind für Hörbehinderte die Lösung. Hier ist die induktive Ankopplung möglich: sie schickt das akustische Signal der Gegensprechanlage über Induktionsschleifen im Fußboden oder in der Wand auf das Hörgerät. Sehbehinderte profitieren von Großflächen-Ruftasten mit erhabener Braille-Schrift, die sich problemlos in die Sprechanlage integrieren lassen. Die Taste für die Gesprächsannahme soll so groß sein, dass man sie auf Anhieb findet – auch ohne Brille und, wenn es sein muss, sogar mit dem Ellbogen bedienen kann.